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MODERATION Industrie- und Handelskammer Thurgau


2018 moderierte Regula Elsener den "Unternehmertalk" im Rahmen der Generalversammlung der Industrie- und Handelskammer Thurgau. Gast war der frühere Zirkusdirektor Franco Knie.

 

Artikel in der Thurgauer Zeitung



Ein Unternehmer in der Manege

Ein Zirkus ist ein Unternehmen, wenn auch ein sehr spezielles. Franco Knie von der gleichnamigen Dynastie berichtete an der Generalversammlung der IHK Thurgau von seinen Erfahrungen unter der Zirkuskuppel.

Christian Kamm christian.kamm@thurgauerzeitung.ch

Keine Generalversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Thurgau ohne einen prominenten Gast. Dieses Jahr hätte man «Manege frei» als Motto über die Veranstaltung schreiben können. Franco Knie, langjähriger Leiter des Schweizer Nationalzirkus und heute Direktor des Knie Kinderzoos, plauderte mit Moderatorin Regula Elsener über die Erfahrungen aus einem langen Zirkusleben.
Ein Zirkusdirektor ein Unternehmer? Aber sicher. Rund 300 Mitarbeitende zählen Zirkus und Kinderzoo zusammen. Entsprechend gross ist die unternehmerische Verantwortung in diesem Familien-KMU. Franco Knie hat sie zusammen mit seinem Cousin in sechster Generation während 20 Jahren wahrgenommen. Jetzt hat die siebte Generation übernommen und Franco Knie wechselte zum Kinderzoo. Beim Zirkus sitzt er aber noch in Geschäftsleitung und Verwaltungsrat. «Wir sind voll im Generationenwechsel drin», so Knie. «Und das ist bekanntlich für jedes Familienunternehmen ein wichtiger Moment.» Denn auch das Zirkusbusiness ist kein Selbstläufer mehr. «Man muss kämpfen.» Es gebe in der Vergnügungsindustrie immer mehr Angebote.

«Wir sind keine Manager»
Muss, wer schon so lange im Geschäft ist wie der Zirkus Knie, sich also immer wieder neu erfinden? Nein, das treffe nicht den Punkt, sagte der Patron. «Wir müssen die Tradition berücksichtigen, gleichzeitig aber immer offen sein für neue Ideen.» So wie das Knie etwa mit der Zusammenarbeit mit Dimitri oder Emil schon erfolgreich getan habe. Diesen Mut, Neues zu integrieren, müsse man haben. «Aber eben auch die Tradition respektieren.» Der Zirkus lebe weiterhin von Emotionen. «Wir sind eine Künstlerfamilie, wir sind keine Manager.» Entschieden werde nach Bauchgefühl, umso wichtiger sei aber, «ein gutes Team um sich zu haben».

Franco Knie zeigte sich vor den Thurgauer Unternehmern überzeugt, dass das aus einer anderen Zeit stammende Geschäftsmodell Zirkus eine Zukunft hat. «Solange es Kinder gibt, wird es auch ihn geben.» Das Live-Erlebnis werde weiterleben mit all seinen Emotionen. Allerdings stehe nicht mehr die Show allein im Mittelpunkt, immer wichtiger werde das ganze Drumherum. «Es geht darum, eine Atmosphäre und ein Erlebnis zu schaffen.»
Das Zirkusleben sei ihm nie eine Last gewesen, berichtete Knie. Er habe Zirkus einfach im Blut. Seine Eltern hätten ihn nicht dazu gezwungen, «aber auch nie gefragt, ob ich etwas anderes machen will». Und auch in das ständige Ausgestelltsein und den stark eingeschränkten Privatraum wachse man hinein. Ein Zirkus sei etwas sehr Multikulturelles. Man lebe und arbeite auf engstem Raum zusammen. «Und es funktioniert.»

«Wir sind voll im Generationenwechsel»: Franco Knie und Moderatorin Regula Elsener. Bild: Reto Martin